08.04.2015

Was passiert im Tod mit meinem Schutzengel?

Was passiert mit den Schutzengeln der Menschen, wenn jemand verstirbt? Ich glaube an meine Schutzengel, aber wo bleiben sie? A. P.-R., Hohnhorst

 

Kurz und knapp: Wir wissen es nicht. Als körperlose Mitgeschöpfe haben die Engel, so der traditionelle Glaube der Kirche, mehr Einsicht in Gottes Pläne als wir Menschen. Da können wir nur schlecht Genaueres über deren Leben wissen.

Der Katechismus der katholischen Kirche spricht von „geheimnisvoller, mächtiger Hilfe“ der Engel, führt aber sonst nur aus: „Von der Kindheit an bis zum Tod umgeben die Engel mit ihrer Hut und Fürbitte das Leben des Menschen.“ Zudem war der Glaube an Engel nie Gegenstand einer Entscheidung des kirchlichen Lehramtes, auch wenn er biblisch begründet ist. Sowohl im Alten wie im Neuen Testament werden Engel wie selbstverständlich erwähnt. 

Ebenso in der Frömmigkeitsgeschichte. So schrieb der heilige Basilius um 370: ,,Einem jeden der Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen.“ Die Vorstellung, dass es für jeden Menschen individuell zuständige Schutzengel gibt, kam erst ab dem 14. Jahrhundert auf und war nicht in allen Regionen gleich verbreitet. In Bayern und Österreich etwa spiegelt sich der Glaube an Schutzengel auf vielen Friedhöfen und in barocken Malereien. Seinen Höhepunkt fand der Glaube an Schutzengel vom 18. Jahrhundert bis zum 1. Weltkrieg. Danach verschwand dieser Glaube fast, doch inzwischen sprechen manche von einer „Wiederkehr der Engel“.

Wer sich schwerer tut mit dem Glauben an Schutzengel, kann sie als Ausdruck des Glaubens verstehen, dass Gott bei uns ist und uns behütet. So kann man sagen: „Ein anderer Mensch ist für mich zum Schutzengel geworden.“ Doch wundersame Hilfe kann auch erfahren werden, ohne dass ein anderer Mensch in der Nähe ist. Daher mag der Glaube an Engel auch Ausdruck der Achtsamkeit für Spuren der Transzendenz im Alltag sein.

Von Roland Juchem