16.02.2015

Was ist das Ruhegebet?

Was versteht man unter einem „Ruhegebet“? Wo kann ich so etwas finden? B. O., Krefeld

„Das Ruhegebet wurde hierzulande vor allem durch die Publikationen des katholischen Pfarrers Peter Dyckhoff bekannt. Es handelt sich dabei um eine frühchristliche Meditationsform, die bereits von den sogenannten Wüstenvätern praktiziert und erstmalig von Johannes Cassian (360-435) in den Westen transportiert wurde. Während des Gebetes verzichteten die ersten Mönche auf alles bewusste Denken, in dem sie sich immer und immer wieder auf das innere, stille Wiederholen einer einfachen Gebetsformel – etwa „Komm Gott“, „Christus Jesus“ oder ein kurzes Psalmwort – zurückbesannen.

Ziel des Gebets ist die „Hesychia“ (griechisch: Ruhe), um so den Beter vollständig für Gott zu öffnen. Das Ruhegebet gilt als Früh- oder Vorform des Herzensgebets, das später vor allem in der Frömmigkeit der orthodoxen Ostkirchen – etwa in Russland oder in den Klöstern auf der griechischen Halbinsel Athos – eine herausragende Rolle spielte und dort zum Teil bis heute praktiziert und weitergegeben wird. 

Nachdem diese frühchristliche Kontemplationstechnik in der „Westkirche“ aber fast in Vergessenheit geraten war (und sich viele Menschen auf ihrer Suche nach Gottes- und/oder Selbsterfahrung plötzlich asiatischen Religionen zuwandten), erleben das Ruhe- und Herzensgebet seit einigen Jahren eine kleine, aber feine Renaissance. Genannt seien hier vor allem die erfahrenen Gebetslehrer Franz Jalics und Peter Köster; beides übrigens Jesuiten. 

Ausgelöst wurde diese Rückbesinnung wohl von dem ehemaligen Abt des Benediktinerklosters Niederaltaich, Emmanuel Jungclaussen. 1974 hatte er das Buch „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“ erstmals ins Deutsche übersetzt. In diesem „Bestseller“ der christlichen Mystik schildert ein bis heute unbekannt gebliebener Mönch seine tiefgreifenden Erfahrungen mit dem Herzensgebet.

Von Andreas Kaiser

 

Buchtipp:

Es ist eine uralte Gebetsform, die zu innerer Ruhe und zu Gott führen will: das Ruhegebet. Der bekannte geistliche Autor und Priester Peter Dyckhoff stellt seine Quellen und Ursprünge in diesem Buch ausführlich vor – aber gibt vor allem Anregungen, wie das „Ruhegebet“ in unruhigen und hektischen Zeiten helfen kann. Insofern ist das Buch zugleich informativ, aber eben auch eine praktische Einübung in diese Gebetsform und für den täglichen Gebrauch geeignet. Wer lieber sehen als lesen möchte: Außer dem Buch ist auch eine Doppel-DVD mit ähnlichem Inhalt erhältlich.

Peter Dyckhoff: Ruhegebet. Verlag kbw 2015, 253 Seiten, 12,90 Euro